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Gespräch mit dem Fotokünstler
Boris Mikhailov

Die Ausstellung “Time is out of Joint. Fotografien 1966-2011” in der
Berlinischen Galerie bot die Gelegenheit, Boris Mikhailov am Dienstag, den 17. April, zu einem Gespräch in die Ostkreuzschule einzuladen. Das von Enno Kaufhold geführte Gespräch wurde von Boris Mikhaillovs langjährigem Freund
Dr. Boris Raev übersetzt.

Der 1938 in Charkow in der Ukraine geborene Boris Mikhailov zählt heute zu den international bekanntesten Künstlern aus den früheren Ländern der Sowjetunion. Ausführlich berichtete Mikhailov über seinen Werdegang, zunächst als Ingenieur in einer Fabrik, die Raketen herstellte, und dann, wie er sich vom fotografierenden Autodidakten zum Künstler entwickelte. Von großer Bedeutung war für ihn die Begegnung mit dem Moskauer Konzeptkünstler
Ilja Kabakov, der ihn künstlerisch bestärkte und ihm den Weg für seine
Bild-Text-Arbeiten ebnete. Einen breiten Raum nahmen die Ausführungen zu den Arbeiten „Am Boden“ und „Dämmerung“ ein, die 1991 und 1993 in Charkow
entstanden. Das schloss auch die überaus positive Rezeption in den USA und in Europa mit ein. Ein weiterer Schwerpunkt des Gespräches lag auf den Fotografien der umstrittenen Serie „Case History“, die Boris Mikhailov 1997 bis 1999 in seiner Heimatstadt fotografierte. In der persönlichen Begegnung
zeigte sich Boris Mikhailov bei allem Ernst der Themen doch als ein Mann mit Sinn für Humor und Ironie. Als jemand, der verschiedenste Formen der Gesellschaftsentwicklung in der Ukraine ebenso erlebt hat wie den Wandel nach dem Auseinanderfallen der Sowjetunion und der seit Jahren viel im Westen gereist ist und der überwiegend in Berlin lebt, ließ er keinen Zweifel daran, dass ihm der Glauben an absolute Wahrheiten abhanden gekommen ist. Mit dieser Offenheit blickt er auch auf seine künstlerischen Arbeiten.

Das Gespräch führte
Dr. Enno Kaufhold
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Fotos: Sergej Bitch

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